Abgeschickt von Werner Baumgarten am 10 November, 2011 um 13:14:10:
Antwort auf: Re: einheitliche Markierungen für Schluchtein- bzw. ausgänge von Patrik am 09 November, 2011 um 17:56:21:
Prinzipiell habe ich gegen die Idee nichts einzuwenden (es würden aber einfache Markierungen, Farbpunkte an Bäumen oder Steinen, genügen; bei Grashängen wäre allerdings wohl das Aufstellen von Pfosten notwendig), Probleme sehe ich bei der Umsetzung. Bitte, laufe jetzt nicht jeder mit Farbdosen durch die Gegend! Auch die Meinung „je mehr ein Canyon begangen wird, desto besser werden die Sicherungen“ ist sehr naiv - die Sach- und Fachkenntnis von Canyonisten bleibt oft deutlich hinter ihrer Selbsteinschätzung zurück und es ist für den Zustand der Sicherungen nicht unbedingt von Vorteil, wenn Dutzende „nur zur Sicherheit“ mit Bohrmaschinen unterwegs sind (das geht jetzt nicht gegen dich, Elias!). Hier wäre die Herausbildung einer Sicherungsethik wie beim Klettern sehr zu wünschen - in manchen Canyons wäre es sinnvoll, mal mit einer Flex überflüssige oder falsch gesetzte Haken etc. zu entfernen.
Aber zurück zu den Markierungen: Es wäre natürlich hilfreich, wenn du konkrete Beispiele nennen würdest. Wenn ich Zustiege nicht gefunden habe, lag es in der Regel daran, daß ich weder eine ausreichende Beschreibung, noch eine Karte zur Verfügung hatte (und nicht wußte, wo genau der Canyon überhaupt liegt). Mir fallen jetzt spontan nur 2 Canyons ein, bei denen Markierungen sehr hilfreich, ja fast notwendig wären: Fahrmannslaine in Bayern und Rötenbach in Osttirol. Bei beiden habe ich mich bei der Abfassung der Beschreibungen in meinem Führer sehr schwer getan. Auch eine genaue Karte hilft hier wenig und Koordinaten des Einstiegs bringen nichts, weil die Schwierigkeit gerade darin liegt, den (nicht oder kaum erkennbaren) Weg dorthin zu finden.
Die AIC in Italien markiert bei einigen (wenigen!), viel begangenen Canyons die Zu- und Ausstiegswege, und zwar dann, wenn sie sich auch um die Sicherungen kümmert. Ich nehme stark an, daß sich die AIC vorher mit den betreffenden Behörden, Gemeinden, Besitzern etc. abspricht und um Erlaubnis nachsucht. Übrigens muß man die Markierungen auch immer mal wieder erneuern. (Obwohl das Projekt der AIC noch gar nicht sehr alt ist, habe ich schon Markierungen gesehen, die fast völlig verblasst waren.)
Wollte der DCV (oder sonst jemand) z.B. den Zustieg zur Fahrmannslaine markieren, wäre zu beachten: Der Bach liegt auf Privatbesitz. Nach bayrischem Recht darf man den Zustieg (weglos) zwar benutzen und man könnte gegenüber dem Besitzer argumentieren, es sei besser, wenn alle Canyonisten dieselbe Route benutzen und nicht jeder sich einen anderen Weg sucht. Trotzdem glaube ich nicht, daß der Besitzer seine Erlaubnis gibt (von dem notorisch ablehnenden Bescheid der bayrischen Behörden mal ganz zu schweigen), denn: die Canyoningtour selbst darf man ohne seine Zustimmung (die er aber nicht gibt!) ja eigentlich gar nicht machen, übrigens auch nicht einmal mit seiner Zustimmung; außerdem hat er sicher kein Interesse, daß (bei leichterer Wegfindung) vielleicht mehr Canyonisten auf seinem Grundbesitz unterwegs sind. Offiziell wird also der DCV wohl nichts machen können, wenn er nicht eine Klage riskieren will. Es könnte nur jemand „inoffiziell“ die Markierungen anbringen (aber bitte nur jemand, der den Zustieg kennt!), und man könnte dann bekanntgeben: „Ein Unbekannter hat hier Markierungen angebracht, wie wir jetzt zufällig festgestellt haben.“
Schon vor 15 Jahren wurde dem DCV vorgeschlagen, an Canyons Schilder aufzustellen. Wo es solche Schilder gibt (bei einigen Canyons in Frankreich und Spanien), wurden diese von staatlicher Seite angebracht, und anders ist dies gar nicht vorstellbar. In Deutschland oder der Schweiz ist eine solche Vorstellung ganz utopisch, dazu müßte hier unser Sport erst einmal gesellschaftlich wahrgenommen und akzeptiert werden, und davon sind wir noch Jahrzehnte entfernt. (Das unter Canyonisten weit verbreitete Duckmäusertum ist wohl eine Folge dieser fehlenden Akzeptanz, trägt aber keineswegs zur Durchsetzung unserer Interessen bei.) Manche Vorschläge sehen auf den ersten Blick einfach durchführbar und naheliegend aus, sind bei näherem Hinsehen aber völlig unrealistisch.
Ich hätte einen anderen Vorschlag: Da heute schon viele mit GPS-Geräten unterwegs sind, könnte man doch schwierige Zustiege durch die Angabe mehrerer Koordinaten nachvollziehbar machen, beim Rötenbach z.B. die Punkte: wo der Jägersteig losgeht; wo die erste Leiter steht; wo man nach dem folgenden Aufstieg horizontal weiter geht; wo man zum Bach absteigt. So wäre durch die Angabe von 4 oder 5 Koordinaten der Weg leicht zu finden. Dies ist ganz legal, einfach durchzuführen und würde niemandem schaden. Ich selbst benutze diese Technik zwar nicht, aber ich finde die Einstiege ja trotzdem ;-)
Allerdings darf man sich auch durchaus fragen: Ist es wirklich wünschenswert, wenn jeder Depp (um es salopp zu sagen) den Weg findet, wenn - wie etwa beim Rötenbach - bei hoher Begehungsfrequenz Probleme mit den Jägern vorhersehbar sind? Oder haben manche Hürden beim Canyoning nicht gelegentlich auch ihre Vorteile, nicht nur für das Abenteuerfeeling?