Haken, Sicherheitsphilosophie et.al.


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Abgeschickt von Martin Pahl am 08 Juni, 2011 um 14:38:22:

Antwort auf: Re: Setzen und Entfernen von Sicherungsankern von Christian Ortner am 08 Juni, 2011 um 13:02:40:

Hi Christian,

aus Deiner Tätigkeit bei der Rettung hast Du sicherlich durchaus andere Erfahrungen mit schlecht ausgerüsteten und ahnungslosen Canyonist- nein eher Touristen gehabt, die ich zum Glück nicht gehabt habe (doch, so etwas ähnlichers - ein Armamputierter mit einer überforderten Ehefrau als Begleiterin auf einem hochalpinenen vereisten Grat mit mehreren Abseilstellen...). Insofern hast Du sicherlich in manchen Aspekten viel mehr Erfahrung und dadurch eine auch andere Einstellung. Ich finde aber eigentlich auch immer die Gemeinsamkeiten wichtig, daher freut mich, daß es - trotz der einen oder anderen gewollten Spitze in der Diskussion - tatsächlich eine fachliche Diskussion bleibt, und nicht in persönliche Angriffe oder - schlimmer noch - in einen zusammengekitten Konsens um jeden Preis abgleitet.

Ich finde gut, wenn es unterschiedliche Betrachtungsweisen gibt, so muß man sich mit den Thematiken (Techniken, Verhalten, Risiken, usw.) auseinandersetzen, und man versteht eher, warum man etwas macht. So jedenfalls die Idee - was allerdings die Realität dazu sagt ... Deine Worte zur Selbstüberschätzung kann man leider nur unterstreichen.

Meine Erfahrungen bei Notfällen waren eher im Bereich des alpinen Bergsteigens angesiedelt - mehrere Tote, ein Schwerverletzter und auch einige glimpflich ausgegangene eigene gefährliche oder schwierige Situationen bereits in den Anfangsjahren haben aber bis heute meine Einstellung z.B. auch beim Canyoning geprägt. Insofern, daß so schön auch viele der Outdoorsportarten sind, es immer ein Restrisiko gibt, mit dem man in Eigenverantwortung umzugehen lernen muß. Versucht man dieses Restrisiko vollständig zu eliminieren - was meist sowieso nicht gelingen wird - nimmt man dem Sport irgendwie auch die Seele. Insofern ist es immer eine Gratwanderung zwischen sinnvoller Risikovermeidung und Sicherheitstechnischem Overkill. Schlimmer wird es dann natürlich noch, wenn Politik oder Justiz meint, uns vor uns selbst schützen zu müssen.... - aber das müssen wir nicht auch noch an die Wand malen.

Viele Grüße,
Martin





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