Abgeschickt von Martin Pahl am 25 Juli, 2007 um 00:21:57:
Antwort auf: Re: (voläufiger) Testbericht über das Canyoningseil der Fa. Kani von Thomas Kracker am 24 Juli, 2007 um 22:47:35:
Hi Thomas,
irgendwie schießt Dein Beitrag voll am Ziel vorbei. Von einem praktischen Tester kannst Du keine Normtests verlangen, lediglich Vergleiche mit den eigenen Erfahrungswerten - und die sind bei Werner durchaus vorhanden. In Anbetracht der begrenzten Testdauer fand ich den Test recht hilfreich. Übrigens ist auch vom Andreas Schlechta ein erster kurzer Erfahrungsbericht beim ursprünglichen Thread zu finden.
Die von Dir verlangten Angaben sind nur von einem (zertifizierten) Prüflabor zu ermitteln. Und wenn der Verkäufer ein Seil liefert, das im Metergewicht erheblich von den angegebenen technischen Daten abweicht, dann ist das ein Grund für Zweifel auch an den anderen Angaben. Normgerecht können diese Seile eh nicht sein, allein schon aufgrund der Schmelztemperatur von Polypropylen. Ein geringeres Metergewicht bei gleichem Durchmesser läßt auch auf eine sehr lockere Flechtart schließen, auch das ist für die Reißfestigkeit nicht gerade gut. Bei einer Zugfestigfestigkeit von 1700kg lt. Lieferant erfüllen diese Seile noch nicht einmal die EN 1891 Kat.B - ich möchte da nicht wissen, wie das nach einem Unfall die Schuldfrage beeinflusst. Und die Verwendung von gespannten Seilen z.B. bei einer Tyrolienne ist mit solchen Seilen auch nicht zu verantworten. Soll man etwa mit einem Seil zum Canyoning gehen, mit dem elementare Techniken nicht möglich sind?
- Seilreibung beim Abseilen: kannst Du etwa nicht die Bremsstufe von Deinem Abseilgerät variieren? Nicht einmal der Normentwurf für Abseilgeräte sieht eine Angabe der Bremskraft vor
Natürlich gibt es sehr unterschiedliche Meinungen zu Sinn und Unsinn schwimmfähiger Seile, wobei für mich alleine die so viel geringere Festigkeit und die viel größere Gefahr der Schmelzverbrennung Ausschlußkriterien sind. Wenn man von modernen Stoffen wie Dyneema schwärmt, dann sollte man allerdings vor lauter Begeisterung auch die Glätte der Fasern (Rutschneigung), die geringe Temperaturfestigkeit(Schmelzverbrennung) und die katastrophal geringe Knotenfestigkeit dieser Materialien nicht übersehen (siehe z.B. DAV Panorama August/07 gaaanz aktuelll!!).
Letzendlich bleibt das optimale Canyoningseil immer ein Kompromiß zwischen Gewicht, Knotbarkeit, Haltbarkeit, Schnittfestigkeit,Kantenfestigkeit,(geringe) Dehnung, usw.,usf., aber auch der hauptsächlich eingesetzten Techniken. Wer also gerne lange Abseiler am Einfachstrang durchführt, sollte auch aus Verschleißgründen zu einem Seil mit möglichst geringer Gebrauchsdehnung greifen. Damit das Moderne auch mal seinen Platz bekommt darf das dann auch mal ein Kern aus Vectran sein ;-).
Zu der Anregung mit den Bewertungsbögen: aufgrund der doch sehr subjektiven und kaum vergleichbaren Erfahrungswerte und Meinungen habe ich da meine Zweifel. Wir wollen aber diese Pinnwand als viel umfangreicheres Forum neu gestalten. Und dann werden wir sicherlich einen thematisch zusammengefassten Bereich für Erfahrungen mit Seilen, Abseilgeräten, usw. einrichten.
Gruß,
Martin