Thema Sicherheit: Karabiner


[ Antworten ] [ Forum www.schluchten.de ]

Abgeschickt von Werner Baumgarten am 04 Juni, 2005 um 18:48:19:

Ergänzung zu einem Artikel in der neuen Canyon-Post:

Martin Pahl weist zu Recht auf die Gefahr des Durchstanzens des Verschlusshülse bei Schraubkarabinern hin. Nach meinen Beobachtungen kommt es beim Canyoning außerordentlich oft vor, daß sich der Achter in der gezeigten gefährlichen Stellung befindet. Er rutscht fast automatisch auf die Verschlusshülse, wenn das Seil nach dem Einhängen und Straffen wieder entlastet wird - sowohl am Standplatz, wenn das Seil noch einmal losgelassen wird, um etwas umzubauen, als auch bei Doppelstufen z.B. beim Schwimmen in einem Gumpen vor der zweiten Stufe. Also: Nach jeder Entlastung des Seils muß bei Wiederaufnehmen der Abseilstellung die Lage des Achters überprüft werden!

Ein ähnlicher Fall: Ich war mit meiner Selbstsicherung am Standplatz gesichert. Ein anderer hängte seine Selbstsicherung in den Karabiner meiner zweiten (losen) Sicherungsleine ein, um weiter vorne über die Kante zu schauen. Beim Herumgehen bemerkte er mit einem Mal, daß sich sein Karabiner ausgehängt hatte: meiner war nicht verschlossen gewesen. Jedoch: Wenn der andere in dem Moment, als sein Karabiner auf meinem Schnapper lag, ausgerutscht wäre, wäre er höchstwahrscheinlich selbst dann abgestürzt, wenn mein Karabiner zugeschraubt gewesen wäre. Ein zugeschraubter Karabiner spiegelt oft eine falsche Sicherheit vor, die in Wirklichkeit nicht gegeben ist! Konsequenz: Niemals einen Karabiner in einen anderen Karabiner einhängen, oder wenn, dann nur unter ständiger Belastung (um ein Verschieben zu verhindern).

Noch zu einem ganz anderen Punkt, der ebenfalls in der Canyon-Post erwähnt wird: Es wird empfohlen, bei einem Höhlencanyon Karbidlampen zu benutzen. Ich bin zwar kein Höhlenkriecher (sorry für den Ausdruck - er soll nicht abwertend gemeint sein, beschreibt aber meines Erachtens diesen Sport wohl am treffendsten) und besitze keine Karbidlampe, habe mir aber sagen lassen, daß Karbid bei zuviel Wasserzufuhr "ersäuft" und nicht mehr brennt. Ich erinnere mich an Erzählungen von einer Mallorca-Tour einer DCV-Gruppe, wo bei einer Begehung der Gorg Blau (mit vielen Sprung-, Schwimm- und Tauchstellen) die Karbidlampenbesitzer im Dunkeln tappend und fluchend sich um die Besitzer elektischer Stirnlampen scharten (vgl. Canyon-Post Nr. 6).
Die Stirnlampen müssen auch durchaus nicht wasserdicht sein! Ich selbst verwendete bei einer Gorg Blau - Begehung meine alte Petzl Zoom und öffnete sie dann am Abend, um sie wieder zu trocknen. Wasser ist ein sehr schlechter elektrischer Leiter (außer bei sehr hohen Spannungen, z.B. bei einem Blitzschlag - und auch dann besteht Gefahr nur in unmittelbarer Nähe des Einschlags). Wer's nicht glaubt, kann ja seine Stirnlampe mal im Waschbecken unter Wasser tauchen - sogar mit geöffnetem Batteriefach. Keine Angst, dabei geht nichts kaputt! Und mit den heutigen LED-Lampen dürfte auch bei einer langen Tour ein Batteriewechsel unnötig sein. (Anders sieht es wohl bei Meerwasser aus: Da sollten Lampen wasserdicht sein, wegen der größeren Leitfähigkeit und der Korrosion.)




Antworten: