Sicherungen (nicht nur) in tropischen Regionen


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Abgeschickt von Martin Pahl am 18 Dezember, 2011 um 10:05:26:

Antwort auf: Re: Sicherungen in tropischen Regionen von Wolfgang Stich am 17 Dezember, 2011 um 15:34:06:

Hi Wolfgang,

man muß sich von der Idee verabschieden, dass Haken nur aufgrund mangelhafter Fertigung oder falschem Setzen versagen. Je spezieller die Legierungen sind, desto empfindlicher reagieren sie manchmal auf spezielle Bedingungen, die manchmel jenseits unserer Kontrolle stehen.

Kontakt mit Aluminium, z.B. kann bei bestimmten Hochleistungsstählen zur Wasserstoffversprödung führen - und dieses Aluminium muß nicht nur in einer Alu-Lasche sein, sondern könnte z.B. in geringen Mengen auch im Gestein sein. Im Bauwesen gibt es daher Vorschriften, daß sie nicht mit bestimmten aluminiumhaltigen Mörteln verwendet werden dürfen.

Unter den "richtigen" Bedingungen können auch hochwertige Edelstähle schneller als herkömmlicher Stahl korrodieren.

- Gefährlich ist alles, was eine elektrochemische Spannung erzeugen kann. Beschleunigend wirken dabei: Wärme, dauerhafte Feuchtigkeit allgemein, Meerwasser, Säuren (z.B. schweflige Säure in Vulkangebieten, Huminsäuren in Tropen- oder Moorgebieten).

Zusätzlich gibt es bestimmte Stoffe, die den Schutzmechanismus von Aluminium oder Edelstahl zerstören können. Wer kennt nicht das sofortige Aufblühen von Aluminium beim Kontakt mit Quecksilberhaltigen Stoffen? Oder merkwürdige Bestimmungen, dass man keine Quecksilberthermometer oder Ölfarben an Bord eines Flugzeuges nehmen darf.

Z.T. kann das auch bei uns auftreten - dauert nur aufgrund der Witterung meist sehr viel länger.

In anderen Worten: Um 100% sicher zu sein müßte man nicht nur die Fertigung kennen, sondern auch noch Metallurg, Geochemiker, Petrograf und am besten auch noch Ingenieur in mehreren Disziplin sein, und immer alle beteiligten Elemente vor dem Setzen untersuchen. ;-)

Was kann man also tun?

- Immer die Qualität vorgefundener Sicherungspunkte überprüfen. Habe zu oft erlebt, wie selbst erfahrene DCV-Mitglieder ohne zu zögern (und anscheinend ohne es zu bemerken) an Ankern abgeseilt haben, die man leicht mit der Hand herausziehen konnte oder wo die Mutter völlig locker und kaum noch auf dem Gewinde war. Von fast durchgerosteten u.Ä. ganz zu schweigen.

- Immer nach Redundanzen suchen, die den Abseilpunkt zusätzlich verstärken: Bäume, Felsköpfl, Risse mit Klemmkeilen, -knoten, -steinen, -holz, usw., zusätzliche versteckte Haken, oder eben selbst zu setzende neue Haken oder Anker.

- Bei der Beschaffung von Material nicht immer nur nach dem leichtesten und billigsten suchen. Markenhersteller (Fischer, Hilti, usw.) haben z.T. auch Anker, die eine Bauartzulassung für Meerwasser haben. Diese Produkte werden aus baurechtlichen Gründen auch laufend überwacht, so daß Fehler wie bei Fixe eigentlich nicht vorkommen können. Sind leider selten und kauum in kleinen Abmessung erhältlich.
NoName-Produkte stammen oft aus dubioser Quelle und unterliegen überhaupt keiner laufenden Überwachung.

Ansonsten gilt: sich technisch soweit fortbilden und aufmerksam unterwegs sein, so dass man möglichst alle potentiell gefährlichen Haken als solche erkennt und entsprechend handeln kann.

In disem Sinne: Euch allen ein erfolgeiches, unfallfreies 2012!

Gruß,
Martin Pahl



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