Schellbach


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Abgeschickt von Werner Baumgarten am 31 August, 2011 um 13:20:35:

Vorletztes Wochenende war ich noch einmal im Schellbach (Nr. 15 in meinem Führer) und möchte meine Beschreibung ergänzen.

Diese Schlucht ist sicher kein "Renner" ("Was, keine Sprünge, wie langweilig!" - "Zu wenig Action."), aber für Liebhaber von einsamen Schluchten und etwas Abenteuer eine lohnende Tour. Im ersten Teil gibt es ein paar schöne Einzelstellen, der Mittelteil ist in der Nachmittagssonne ein Genuß, der lange Schlußteil ist zuerst auch noch schön klammartig (mit zwei Abseilern, von denen sich zumindest einer auch großräumig umgehen läßt), dann zieht es sich noch ziemlich in die Länge. Meine Empfehlung: gegen Ende ein oder zwei Erholungspausen einlegen, das Ende ist noch weit. Auf keinen Fall versuchen, vor dem Ende auszusteigen, das wird zu schwierig.

Eine Begehung von ganz oben ist gar nicht lohnend, besser man nimmt den im Buch beschriebenen Zustieg. Die Tour ist gut in einem Tag machbar, wenn man früh genug losgeht (ich empfehle 6 Uhr, dann hat man den Aufstieg im Schatten). Allerdings muß man mit größerem Zeitaufwand rechnen, da man eventuell (sogar wahrscheinlich) eigene Sicherungen setzen muß. Notausstiege scheinen zwar oft möglich zu sein, man sollte es aber wirklich nur im Notfall versuchen, da man möglicherweise weiter oben in schwieriges Gelände gerät oder zumindest sehr wahrscheinlich in Latschen, und jedenfalls wäre so ein Ausstieg sehr lang und anstrengend und eventuell gefährlich.

Es war beim zweiten Mal wesentlich schwieriger, geeignete Abseilstellen (von verklemmtem Holz) zu finden, da dieses Mal weniger Holz im Bach war. Das kann und wird sich natürlich laufend ändern. Da zu vermuten ist, daß die Tour auch in den nächsten Jahren nicht eingesichert wird, ist mein Hinweis "nur für Spezialisten" ernst zu nehmen. Für "Normalverbraucher" ist die Gefahr einfach zu groß, daß sie plötzlich ohne Seil dastehen (weil es nicht abzuziehen geht) oder sie an manchen Stellen nicht wissen, wie sie dort weiterkommen sollen. Kein Problem wäre es allerdings bei Mitnahme entsprechender Ausrüstung (Bohrmaschine etc.).

Warum ist der Canyon nicht eingesichert? Erstens, weil ich über keine Bohrmaschine verfüge, zweitens würde mir eine solche auch nichts nützen, weil ich für solche Touren keine Mitstreiter finde - für die meisten kommen Touren von mehr als 4 Stunden überhaupt nicht in Frage - und mein Rucksack war auch so schon zu schwer. Trotzdem war die Tour in den Führer aufzunehmen, da sie - wenn auch kein sportliches "Highlight" - zu den schöneren gehört (jedenfalls nach meinem Geschmack). Und ohne Zweifel gibt es durchaus auch einige Canyonisten, die solch eine Tour machen können. Aber noch mal betont: nicht für "Normalverbraucher" geeignet bzw. nur mit Bohrmaschine.



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