Abgeschickt von Martin Pahl am 19 Februar, 2006 um 11:38:06
Antwort auf: Seminarfacharbeit Extremsport von Anke Mohr am 18 Februar, 2006 um 18:46:23:
Hi,
ein paar Infos findet Ihr unter "Über uns".
Mir bereitet Eure Anfrage aber einige Probleme, da allein die Aufgabenstellung von jemand zu stammen scheint, der keinerlei Ahnung von dieser Materie hat - eine schlechte Voraussetzung für die Vergabe eine Seminarfacharbeit.
Also erst einmal, was ist schon ein Extremsportler?
- Jemand der extreme körperliche Leistungen bringt, also z.B. Marathon- oder Bergläufer, Iron-Man Teilnehmer oder Apnoetaucher?
- Jemand der extreme Risiken eingeht, also ein Risikosportler ist, z.B. Base-Jumper, extremer solo-Bergsteiger, oder Expeditionsbergsteiger? Andererseits haben verschiedene Gerichtsurteile festgestellt, daß z.B. Fallschirmspringen eine ungefährliche Sportart ist. Reiten und Fußballspielen bieten wesentlich höhere Verletzungsrisiken - sind das dann Risikosportarten?
- Oder ist es eine Extremsportart, weil sich die Mehrheit sich das als Sport einfach nicht vorstellen kann, z.B. Unterwasserrugby oder Wintercanyoning?
- Kann es noch eine Extremsportart sein, wenn Fahrten mit ganzen Familien gemacht werden, wo auch die Kinder mit viel Spaß, ohne jegliche Gefährdung und mit ausreichend Möglichkeiten zum Spielen mitmachen?
Also, beim Canyoning werden im Normalfall keine Körperlichen Höchstleistungen verlangt, wir meiden das unnötige Risiko und suchen es nicht (gehen also, z.B. nicht bei Hochwasser), wir freuen uns über die unberührte Natur und zerstören sie nicht, unsere Mitglieder sind vernünftige, bodenständige Menschen, die keine geistigen Defizite ausgleichen müssen. Hab' ich noch ein Klischee ausgelassen? Ok, Ausnahmen gibt es natürlich überall mal .. ;-) aber das sind, wie gesagt Ausnahmen. Und solche Leute finden bald keinen mehr, der mit Ihnen geht.
Ich habe in ein paar Sportarten( ab wann ist es eine Sportart, was ist Zeitvertreib, was Hobby?) hineingerochen, die als Extremsportarten bezeichnet werden. Ich kenne auch einige Leute, die das viel intensiver (extremer?) betreiben als ich. Doch die Motivation "Flucht vor der Wirklichkeit" ist ähnlich abstrus wie die auch gelegentlich genannte "Todessehnsucht". Es gibt sicherlich viele Motivationen, von denen ich hier nur einige aufzählen möchte:
- Freude am Erleben einer urwüchsigen und spektakulären Natur wo nicht jeder hinkommt.
- Das Gruppenerlebnis mit Freunden, auf die man sich 100% verlassen kann.
- Das Erfahren und Überwinden eigener Ängste und Grenzen.
- Die Zufriedenheit, die sich sich aus der Beherrschung von potentiell risíkoreichen Situationen durch Erfahrung und Können ergibt.
- Ein Ausgleich für die Bewegungsarmut und z.T. auch Eintönigkeit, die viele Berufe heute mit sich bringen.
"Extremsportarten", Outdoor- Kampf- oder Ausdauersportarten sind sicherlich auch Möglichkeiten vom Alltag abzuschalten, Streß abzubauen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Die sichere Ausübung solcher Sportarten setzt aber die intensive Auseinandersetzung mit der Materie in Theorie und Praxis voraus, also auch z.B. mit der "Wirklichkeit" des Canyons.
Die "Flucht aus der Wirklichkeit" ist eher etwas, was beim Lieblings-Soap vor dem Fernseher sitzend im Kopf passiert, mit Alkohol oder anderen Drogen versucht -, oder in einer Scheinwelt zuhause aufgebaut wird.
Das ist vielleicht nicht die Antwort, die Ihr erhofft hattet, aber vielleicht sind da ein paar Denkanstöße dabei.
Gruß,
Martin Pahl