Setzen und Entfernen von Sicherungsankern (1. Teil)


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Abgeschickt von Werner am 24 Mai, 2011 um 18:07:29:

Setzen und Entfernen von Sicherungsankern – grundsätzliche Beobachtungen und 2 Warnungen

Ich möchte einmal auf einige Probleme zu diesem Thema aufmerksam machen, in der Hoffnung, daß sich in Zukunft manches bessert, und zugleich zur Warnung weniger erfahrener Canyonisten sowie der Sanierer. Da meine Ausführungen recht lang geraten sind, teile ich sie in 2 Teile auf, die aber zusammengehören.

Mir ist aufgefallen, daß Sicherungen oft sehr schwer zugänglich sind und die Gefahr besteht, daß man beim Versuch, einen Haken zu erreichen, abstürzt. Das Problem ist durchaus bekannt; symptomatisch ist z.B., daß der DCV das Mitführen eines Spezialgeräts, um das Seil in unzugängliche Haken einzufädeln, für notwendig hält.
Daß ich einmal einen Haken tatsächlich nicht erreichen konnte, kam nur sehr selten vor (2 oder 3 mal war allerdings eine Räuberleiter notwendig), aber häufig kann man nur angeseilt zum Haken gelangen. Es kommt vor, daß ich an Stellen, wo man springen kann, trotzdem ein Seil einhänge, nur damit ich notfalls gesichert an den nächsten Haken komme. Wenn ich mich so zu einem Haken hinarbeite, denke ich oft: wenn ich jetzt ausrutsche, dann hänge ich im Wasserfall an einem Seil, das nicht ganz hinunterreicht – eine sehr üble und lebensgefährliche Situation.

Es gibt Fälle, wo sich eine ungünstige Platzierung für die Haken nicht vermeiden läßt, z.B. wenn der Fels anderswo zu brüchig ist oder die Haken sonst bei Hochwasser beschädigt würden. Aber in den meisten Fällen ist eine sehr exponierte Lage der Haken völlig unnötig – und übrigens macht es den Haken erstaunlich wenig aus, wenn sie von Hochwasser erreicht werden (es ist meist auch weniger das Wasser ein Problem, als vielmehr große Felsbrocken, die dabei transportiert werden und die Haken zerstören können).
Meine Beobachtung ist: Eine schwierig zugängliche Platzierung von Haken erfolgt häufig entweder aus Gedankenlosigkeit oder aus einem falschen Sicherheitsdenken (in der Meinung, je weiter entfernt vom Boden und vom Wasser ein Haken ist, desto sicherer müßte er sein).
Ich möchte darum nachdrücklich darauf hinweisen: EIN GUTER HAKEN MUSS SO ANGEBRACHT SEIN, DASS ER VON JEDEM NORMALEN CANYONISTEN PROBLEMLOS ERREICHBAR IST!
Also meine Bitte an alle Einrichter und Sanierer: Die Bohrmaschine nicht mit ausgestreckten Armen halten, wenn es nicht unbedingt sein muß. Oft ist ein Haken, der 30 cm näher am Wasser ist, nicht weniger sicher, aber viel besser erreichbar und damit effektiv sicherer. Sehr nützlich ist es auch, bei exponierten Standplätzen in kurzem Abstand daneben einen weiteren Haken zu setzen, damit man sich zuvor schon mit seiner Sicherungsleine dort einhängen kann. (Habe ich erfreulicherweise schon gesehen, ist aber leider die Ausnahme.)

Auf einen Einwand möchte ich gleich antworten. In Italien, wo sehr exponierte Stände die Regel sind, sagt man mir, das sei notwendig, da sie grundsätzlich am Einfachseil abseilen und dafür ein Seilverlauf möglichst ohne Felsberührung notwendig sei. Darauf antworte ich: Okay, wenn das eure Einstellung ist, versuche ich nicht, euch die auszureden. Aber zweierlei möchte ich dazu anmerken: Erstens ist die Einfachseilmethode auch mit Felsberührung meistens problemlos durchzuführen – jedenfalls im Kalk (bei Gneis kann es allerdings zu Problemen kommen). Zweitens sollte man auch und gerade bei exponierten Standplätzen darauf achten, daß man sie gut erreichen kann. Lobenswert ist, daß in Italien häufig Haken für einen Handlauf da sind. (Ich selbst und viele andere seilen meistens von solchen Haken ab und nicht von dem eigentlich dafür vorgesehenen Kettenstand, weil für unsere Maßstäbe diese Haken viel besser platziert sind zum Abseilen – aber das kann jeder halten, wie er möchte.)

(Fortsetzung im 2. Teil)



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